Der Architekt Peter Grund und die Tradition in der Moderne
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Peter Grund (1892–1966) war ein erfolgreicher Architekt und Städtebauer. Ausgebildet in Darmstadt gegen Ende des Deutschen Kaiserreichs war er während der Weimarer Republik in Dortmund Büropartner des Architekten Karl Pinno. Unmittelbar zu Beginn des „Dritten Reichs“ wurde Grund zum Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf berufen, wo ihm 1937 die künstlerische Oberleitung der „Reichsausstellung Schaffendes Volk“ übertragen wurde, die größte Propagandaschau des Nationalsozialismus mit einer zugehörigen Mustersiedlung. In der Bundesrepublik Deutschland war er schließlich als Oberbaudirektor für den Wiederaufbau von Darmstadt verantwortlich, wo er mit den Arkaden der Rheinstraße und dem platzbildenden Kennedyhaus markante Stadträume schuf.
Grunds Architektur zeichnete sich durch einfache Formgebung und klassische Kompositionsweisen aus. Neben der Weiterführung traditioneller Entwurfsmethoden weist sein Werk dabei immer wieder auch die Rezeption avantgardistischer Ideen auf – etwa bei der in Dortmund errichteten Nicolaikirche, der ersten Kirche aus Sichtbeton in Deutschland, oder dem Entwurf eines Rathauses für Darmstadt im Stil amerikanischer Bauhausarchitektur.
Die vorliegende Publikation ist Teil einer in den kommenden Monaten erscheinenden mehrbändigen Werkmonographie und präsentiert ein bislang unbekanntes und unveröffentlichtes städtebauliches Handbuch von Peter Grund, das während der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs entstand und nun aus unterschiedlichen Archivquellen in seinen wesentlichen Zügen rekonstruiert werden konnte. Dabei wird deutlich, dass Peter Grund in der Nachfolge von Camillo Sitte pointiert eine Position der geschlossenen Stadtraumbildung im menschlichen Maßstab vertrat, mit der er in diametralem Gegensatz zu den zeitgenössischen megalomanen Planungen des Nationalsozialismus stand. Mit seiner Betonung der städtebaulichen Form vertrat er eine Gegenposition zur zeitgleich entstandenen funktionalistischen Charta von Athen.