Herr Kettler, Sie führen ihr Unternehmen nun schon in dritter Generation ...
... ja, ich habe die Druckerei im Jahr 2000 von meinem Vater übernommen. Gegründet wurde das Unternehmen von meinem Großvater, der 1934 hier in Bönen einen kleinen Buch- und Schreibwarenladen eröffnet hat. Irgendwann hat er dann angefangen, auf einer kleinen Handpresse Prospekte, Broschüren und Einladungskarten zu drucken. In den 1960er-Jahren, als das Druckereigeschäft florierte, hat er schließlich den Schreibwarenladen aufgegeben und sich ganz auf den Buchdruck konzentriert. In den 1980er-Jahren hat mein Vater das Unternehmen dann übernommen und weiter ausgebaut.
Was hat sich geändert, seitdem Sie die Druckerei übernommen haben?
Alles. Die Branche ist seit einigen Jahren in einem massiven Umbruch. Die Konkurrenz aus Ost- und Südeuropa ist groß. Die Digitalisierung, die Industrie 4.0 – all dem muss man Rechnung tragen. Die Ansprüche und Bedürfnisse der Kunden sind heute andere. Natürlich können Sie günstig im Ausland produzieren. Deshalb müssen wir nicht nur durch attraktive Preise überzeugen, sondern vor allem durch Service, Kompetenz und Innovation. Wir haben in den letzten Jahren massiv in einen neuen Maschinenpark investiert, haben Mitarbeiter geschult, unsere digitale Infrastruktur ausgebaut, können klimaneutral drucken. Wir sind ja nicht nur Druckerei, wir bieten auch umfassende Serviceleistungen, beschäftigen Grafiker, Lithografen, Buchbinder. Unsere Stärke sind unsere Mitarbeiter und die Präsenz in der Region. Die Kunden kommen zu uns in die Druckerei, stehen zur Farbabnahme an der Maschine. Das kann Ihnen keine Online-Druckerei bieten.
Die Digitalisierung wird aber kaum aufzuhalten sein.
Nein, und das ist auch gar nicht unser Anspruch. Die Digitalisierung bietet schließlich auch uns große Chancen. Wir haben bereits vor Jahren neben dem klassischen Offsetdruck eine eigene Abteilung für Digitaldruck aufgebaut. Im letzten Jahr haben wir unseren Maschinenpark um eine HP Indigo 12000 erweitert. Eine Maschine mit unglaublichen Möglichkeiten. Über unser Online-Portal k-books.de bieten wir eine echte Alternative zu den klassischen Online-Druckereien, die meist nur standardisierte Druckerzeugnisse anbieten. Bei uns entstehen selbst Kleinstauflagen mit größter Individualität, also maßgeschneiderte Formate, Papiere und Verarbeitungen. Vor allem Studierende und Agenturen aus dem Foto-, Design- und Architekturbereich schätzen diesen Service, um ihre Abschlussarbeiten und Portfolios bei uns zu drucken.
Der Digitaldruck wird also den klassischen Offsetdruck ablösen?
Das glaube ich nicht. Beide existieren nebeneinander und ergänzen sich. Jedes Verfahren hat seine spezifischen Vorteile. Im Offsetdruck arbeiten wir seit einigen Jahren mit einer Komori, also einer Maschine, die mit UV-Farben arbeitet. Das reduziert die Trockenzeit der Druckbögen, macht Schutzlacke und Puder überflüssig, so dass wir deutlich kürzere Produktionszeiten haben. Außerdem sind die Druckergebnisse brillant. Vor allem in Kombination mit metallischen Papieren oder offenen Naturpapieren, die aktuell oft eingesetzt werden, liefert die Komori Druckerzeugnisse wie sie bisher nicht vorstellbar waren. Viele unserer Kunden lassen gezielt wegen dieser Maschine bei uns drucken. Besonders wenn es um den hochwertigen Buchdruck geht, sind wir in der Branche führend. Das zeigen auch die zahlreichen Auszeichnungen der letzten Jahre und das Feedback, das wir von unseren Kunden bekommen.